Auf dieser Seite möchten wir Sie über einige typische Störungsbilder bei Kindern informieren.

Weitere Informationen erhalten Sie selbstverständlich in einem persönlichen Gespräch.

Sprachentwicklungsverzögerung und -störungen

 Sprachentwicklungsverzögerung 
Die Sprachentwicklungsverzögerung ist eine zeitliche Abweichung des Spracherwerbs von mindestens 6 Monaten Rückstand bei Kindern bis zu einem Alter von 36 Monaten.

 Sprachentwicklungsstörungen 
Hierunter versteht man eine zeitlich und inhaltlich nicht altersentsprechende Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes im Alter von mehr als 36 Monaten.
Dabei werden unterschieden:
 SES : Sprachentwicklungsstörungen, diese treten in Verbindung mit weiteren Entwicklungsstörungen wie u.a. im Rahmen eines genetischen Syndroms oder einer neurologischen Erkrankung auf.
und
 sSES : Spezifische Sprachentwicklungsstörungen. Diese beziehen sich ausschließlich auf die sprachlichen Fähigkeiten, alle anderen Fähigkeiten des Kindes sind altersgemäß entwickelt.

 Störungen der Aussprache / Artikulationsstörungen 
Hier werden unterschieden:

  • Phonetische Störungen (Sprechstörungen): Die Aussprache eines oder mehrere Laute kann motorisch nicht störungsfrei umgesetzt werden. Der Laut /s/ ist häufig betroffen, man spricht auch vom ‚Lispeln‘
  • Phonologische Störungen (Sprachstörungen): Der betroffene Laut kann gebildet werden, das phonologische Regelsystem, das die Artikulation mitsteuert ist jedoch gestört. Es kommt zu Lautersetzungen.
 Rezeptive Sprachstörung / Sprachverständnisstörung 
  • Störungen der Semantik (Wortbedeutung) und des Wortschatzaufbaus
  • Störung der auditiven Merkfähigkeit
  • Das Kind reagiert häufig unpassend auf sprachliche Aufträge
  • Meist ist auch die expressive Sprache betroffen

 Expressive Sprachstörung 
Hierbei liegt das Sprachverständnis im Normbereich, die expressiv gesprochene Sprache kann nicht dem Alter und Intelligenzniveau entsprechend gebraucht werden.

  • Störungen der Artikulation können vorkommen
  • Dysgrammatismus
  • Kindliche Wortfindungsstörung
  • Selektiver Mutismus
  • Störung des Wortschatzaufbaus
 Dysgrammatismus / Störungen des grammatischen Regelsystems 
  • Schwierigkeiten bei der Satzbildung
  • Fehlerhafter Einsatz von Artikeln
  • Fehlerhafte Verbbeugung
 Pragmatisch-kommunikative Störungen 
  • Das Erzählen von Erlebnissen / Situationen ist nicht verständlich
  • Das Verhalten ist häufig nicht der Situation angemessen

Late Talker

Als  Late Talker  bezeichnet man Kleinkinder mit verspätetem Sprechbeginn. Viele dieser Kinder holen diesen Rückstand bis zum 3. Geburtstag wieder auf. Bei den Kindern, die den Rückstand bis dahin nicht aufholen, zeigt sich meist eine behandlungsbedürftige Spracherwerbsstörung.
 Late Talker entwickeln sich in allen anderen Bereichen altersentsprechend.
 Typische Merkmale sind: 

  • weniger als 50 aktiv gebrauchte Wörter im Alter von 24 Monaten
  • weniger als 100 Wörter im Alter von 36 Monaten
  • keine Zweiwortäußerungen/Wortkombinationen

Selektiver Mutismus / elektiver Mutismus

Der  selektive oder elektive Mutismus  zeichnet sich durch eine emotional bedingte Selektivität des Sprechens aus (Sprechangst). Betroffene Kinder sprechen in bestimmten klar definierten Situationen wie z. B. in der Schule oder in der Kindertagesstätte nicht oder nur mit bestimmten Personen.
Der selektive Mutismus fällt meist bei Eintritt in den Kindergarten auf.

Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen

Bei  auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen  ist der Prozess der Erfassung des Gehörten und seiner Verarbeitung durch das Gehirn gestört.
 Mögliche Symptome: 

  • Schwierigkeiten bei der Geräuschlokalisation/Richtungshören
  • Schwierigkeiten bei der Selektion
  • Eingeschränkte Hörmerkspanne
  • Probleme bei der Lautunterscheidung
  • Probleme verschiedene Lautstärken zu unterscheiden
  • Einschränkungen bei der Ordnungsschwelle/zeitliche Abfolge

Einschränkung der phonologischen Bewusstheit

Unter  phonologischer Bewusstheit  versteht man die Fähigkeit die lautliche Struktur der gesprochenen Sprache zu analysieren. Die phonologische Bewusstheit stellt eine der Basiskompetenzen für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb dar.
 Mögliche Symptome: 

  • Keine Reimerkennung/Reimbildung nicht möglich
  • Schwierigkeiten bei der Wortsegmentierung (Silbenklatschen)
  • Schwierigkeiten bei der Lautsynthese
  • Schwierigkeiten bei der Erkennung der Lautposition im Wort

Kindliche Stimmstörung

 Kindliche Stimmstörungen  entstehen meist durch Stimmüberlastung z. B. bei sportlichen Wettkämpfen und im Spiel. Falsche Stimmgewohnheiten in häufigen Alltagssituationen  in welchen sich das Kind nur ’schreiend‘ zu Wort melden kann führen zur Überlastung der Stimme. Dabei kann es zu ‚Schreiknötchen‘ kommen.
 Mögliche Symptome: 

  • Häufige bis stetige Heiserkeit bis zum Ausbleiben der Stimme
  • Räusper- und Hüstelzwang

Stottern / Poltern

 Stottern und Poltern  zählen zu den Störungen des Redeflusses.
Unter Stottern versteht man eine qualitativ und quantitativ messbare Störung des Redeflusses, die sich von physiologisch unflüssigem Sprechen unterscheidet. Häufig ist Stottern mit einer überhöhten Anspannung der am Sprechen beteiligten Muskulatur verbunden. Stottern geht meist mit einem Störungsbewusstsein einher.
 Mögliche Symptome des Stotterns: 

  • Laut-, Silben-, Wortwiederholungen
  • Lautdehnungen
  • Blockierungen

Poltern zeigt sich durch eine hohe Artikulationsrate mit folgenden  möglichen Symptomen: 

  • Auslassungen von Lauten und Silben
  • Lautersetzungen, Lautveränderungen
  • Laut-, Silben-, Wort-, Satzwiederholungen
  • Unverständlichkeit
  • gestörter Sprechrhythmus
  • Satzumstellungen
  • Störungsbewusstsein nur in Situationen, wenn die Kommunikation fehlschlägt

Myofunktionelle Störung

Eine  myofunktionelle Störung  im Gesichtsbereich ist eine Störung des Zusammenspiels von Kraft und Koordination der Zungen-, Lippen- und Gesichtsmuskulatur.
Die Folge können Artikulationsstörungen sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen sein.
 Mögliche Symptome: 

  • Lispeln
  • Offener Mund/kein Lippenschluss
  • Mundatmung
  • Keine physiologische Zungenruhelage
  • Zungenvorstoß beim Schlucken (infantiles Schluckmuster)